Corona Virus in Händen der Terroristen – eine neue Dimension des Terrors ?

20. Juni 2021

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Uwe G. Kranz

BS-Beitrag Mai 2020

Natürlich wirkt die COVID-19-Pandemie für die islamischen Terroristen geradezu wie ein Gottesgeschenk. Der Daesh nannte den Corona Virus in einem Newsletter von Mitte März ein „göttliches Werk“, das den Kreuzzügler-Nationen „schmerzhafte Qualen“ zufüge[1]. Mit den Kreuzzüglern meint er all die westlichen Staaten, die sich in der Anti-Daesh-Koalition zusammengeschlossen haben. Weiter schreibt der Daesh in dem Newsletter (vermutlich zu Recht), dass die weltweit ausgebrochen Angst vor dem Virus weit größer und effektiver sei, als die Folgen der Epidemie selbst: Die westliche Welt stehe dank der drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Mobilität, sowie der „aufgewühlten Märkte“ am Rande einer großen ökonomischen Katastrophe.

Diese Ansicht teilen so gut wie alle Wirtschafts- und Finanzanalysten. Denen zufolge sind nach der aktuellen Corona-Krise, eine Gesundheitskrise eminentem Ausmaßes, eine daraus resultierende Finanzkrise mit Werteverlusten von 30 bis 40 Prozent und danach ein deflationärer Schock für die Realwirtschaft mit einer Welle von Konkursen zu erwarten, ehe sich, wenn nicht umfassend und schnell gegengesteuert wird, letztlich sogar die grundsätzliche Frage nach dem Fortbestand unseres Geld- und Wirtschaftssystems stellen kann[2].

Kein Wunder, wenn dieses „Gottesgeschenk“ vom Daesh nicht nur begeistert konstatiert, analysiert und kommentiert wird, sondern auch für Propaganda und Aktionen genutzt wird. Mit Genugtuung registrierten die Terroristen zunächst, dass z.B. die NATO-Aktivitäten zur Ausbildung irakischer Soldaten für die Dauer von 60 Tagen ausgesetzt und „signifikant reduziert“ wurden. Ausgeblendet wurde bei diesen „Frohen Botschaften“, dass aber auch die Daesh-Kämpfer den gleichen Gefahren des Virus ausgesetzt sind. Die Angst vor COVID-19, insbesondere in kurdischen oder irakischen Gefängnissen, grassiert, die Zahl der Unruhen in den Gefängnissen und der Ausbruchsversuche steigt.[3] Gezielt ruft die Daesh-Führung zu einer neuen prison-break-Kampagne auf und hofft, große Teile der alleine im Irak inhaftierten 20.000 Kämpfer reaktivieren zu können -wie schon 2014 erfolgreich demonstriert. Weitere 11.000 Kämpfer, plus vermutlich die gleiche Zahl von Frauen und Kindern, die zu ihnen gehören, werden (wie lange noch?) von kurdischen SDF-Kämpfern in nordsyrischen Gefängnissen und Camps bewacht.

Die Zahl der Daesh-Kämpfer in syrischen Gefängnissen ist unbekannt, eher finden sich Informationen über syrische Offiziere und Soldaten, die gemeinsam mit Terroristen agieren. Seit dem Fund der Sinjar records (2008) ist ohnehin bekannt, dass die syrische Regierung, wo immer für sie von Nutzen, mit den Terroristen paktiert und sie generell seit Jahren zumindest finanziell und logistisch unterstützt. Der im Herbst 2019 begonnene Rückzug der US-Truppen lässt die von der Türkei und Assad bedrängte kurdisch geführte SDF regelrecht im Stich, spielt damit den Terroristen in die Hand und gefährdet die Erfolge des jahrelangen und opferreichen Kampfes gegen den Daesh.

Zu berücksichtigen ist bei der Beurteilung der „terroristischen Corona-Lage“ außerdem die islamischen Terroristen ohnehin eigene „Todessehnsucht“ im Dschihad, gepaart mit der Aussicht auf das Paradies und die versprochenen 72 Jungfrauen, zu. Was gilt da schon ein nur vielleicht tödlicher Husten oder etwas Grippe? Die COVID-19-Pandemie ist für den Daesh eher eine neue, zusätzliche Dschihad-Option die es auszunutzen gilt.

Dies zeigt sich auch bei den Droh-Botschaften der Hamas an Ägypten und Katar, „halb Israel in die Schutzräume zu schicken und damit die Zahl der Corona-Patienten zu erhöhen“[4], falls die katarische Finanzhilfe nicht in naher Zukunft an den Gazastreifen übergeben wird.  Schon wenige Tage später spielte Hamas-Führer Hamas-Führer Yahiya Sinwar persönlich in übler Weise auf den Holocaust an, indem er offen drohte, dass er mit Gewalt dafür sorgen werde, dass “sechs Millionen israelische Siedler unfähig sein werden zu atmen“[5], sollte Israel nicht genügend Beatmungsgeräte für die Versorgung schwerkranker Covid-19-Patienten im Gazastreifen zur Verfügung stellen. Eingeschleppt wurde das Virus dort nach einem Bericht der Zeitung Haaretz[6] angeblich von zwei Männern, die zwischen dem 11. und 15. März in Pakistans Metropole Lahore einen von 250.000 Menschen besuchten Kongress der weltweit friedlich und missionarisch aktiven salafistischen Missionsbewegung Tablighi Jamaat (TJ)[7] besuchten. Pakistan wurde so zum Super-Spreader für die ganze muslimische Welt. Wie viele der Kongressteilnehmer kamen nach Westeuropa zurück?

Sinwars Drohung muss u.a. auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die Hamas seit 2014 rund 120 Millionen Dollar in den Bau von Terrortunneln gesteckt haben dürfte, anstatt diesen Teil der globalen Hilfsgelder in ihr marodes Gesundheitssystem zu investieren. Die Drohung ist auch nur der jüngste Teil einer monatelangen Hass- und Hetzkampagne islamischer Terrorgruppen. Sie reagieren damit auf die US-Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Noch vor Bekanntwerden von konkreten Inhalten des Nahost-Plans von US-Präsident Donald Trump hat der Daesh zu Anschlägen gegen Israel aufgerufen. Ihr neuer Sprecher, Abu Hamza al-Qurayshi, rief die Muslime in Palästina und allen Ländern dazu auf, die „Speerspitze im Kampf gegen die Juden“ zu sein und Israel in ein „Testfeld für chemische Waffen und Raketen“ zu verwandeln.

Resumee: Dennoch gibt es keine einheitliche dschihadistische Sichtweise auf das die Pandemie und ihre Ursachen. Eine einheitliche dschihadistische Sichtweise auf das Virus und die Epidemie scheint es nicht zu geben: Während Sinwar meint, Allahs Strafgericht zu sehen, halten einige seiner Brüder im Geiste die Krankheit für eine biologische Waffe der USA. Wie kann beides gleichzeitig stimmen?

02.04.2020 CEP: that extremist groups are exploiting the coronavirus pandemic to incite violence and bolster racist and anti-government narratives. The bulletin — from the FBI, Department of Homeland Security and National Counterterrorism Center — cites threats from an array of hate groups aimed at minorities, and captures how conspiracy theories about the virus‘ origins and the government’s response are likely fueling potential violence

Conspiracy Theories In The Arab Media: das Coronavirus sei Teil eines biologischen Krieges, den die Regierung von US-Präsident Trump gegen China führe.

 Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 sei eine biologische Waffe, die die Vereinigten Staaten entwickelt hätten, um Chinas Wirtschaft – und andere Feinde wie den Iran – zu schädigen. Das berichtet die auf die Auswertung arabischer und islamischer Quellen spezialisierte Medienbeobachtungsgruppe MEMRI und liefert etliche Beispiele aus verschiedenen Ländern.[8]

Auch fundamentalistische Muslime können im Angesicht einer Katastrophe nicht einfach so weitermachen wie bisher. Auch sie müssen über das Coronavirus reden. Es würde ihnen aber schlecht passen, wenn es eine Ablenkung von dem von ihnen gepredigten Kampf und Weltbild wäre, eine Ablenkung vom Dschihad gegen die „Juden und Kreuzfahrer“ (so Osama bin-Laden 1998 in seiner „Erklärung des Dschihad“).

Wenn die Nachrichten nicht mit dem dschihadistischen Weltbild kollidieren sollen, müssen sie in dieses integriert werden. Eine welthistorische Katastrophe, die die Gemeinschaft und ihre eingeübte Sicht zu erschüttern droht, wird so erklärt, dass daraus neue Legitimation und Massenmobilisierung erwachsen.

Für die islamischen Gesellschaften ist das nicht nur in einem geistig-politischen Sinne gefährlich. Diejenigen, die diese Verschwörungstheorien glauben, werden kaum geneigt sein, Vorsichts- und Quarantänemaßnahmen zu befolgen, weil sie der Meinung sein werden, dass diese in diesem vermeintlichen Krieg ohnehin vergeblich seien. Wenn das Virus Teil eines Kriegsplans der Ungläubigen sei, so werden sie folgern, dann ist nicht Hygiene und soziale Distanz die richtige Antwort, sondern Dschihad.

„COVID-19 – If you have the bug, give a hug – Spread the flu to every Jew. Holocough.“

March 31, a neo-Nazi Telegram channel

https://www.memri.org/reports/domestic-terror-threat-monitor-%E2%80%93-account-review-dttm-ar-white-supremacists-neo-nazis-float

frei übersetzt: hast du in dir einen Virus, gibt den ander’n einen Kuss. Verteil die Krankheit an jeden Juden. Holohust.

[1] „painful torment“, in https://www.dw.com/en/coronavirus-islamic-state-seeks-to-profit-from-pandemic/a-52886753

[2] Siehe u.a. https://www.focus.de/finanzen/boerse/experten/was-die-weltwirtschaft-noch-erwartet-corona-krise-wir-sind-erst-in-phase-2-von-4-am-ende-steht-die-systemfrage_id_11775960.html?x-fol-utm=true

[3] Am 30.03.2020 gelang es Daesh-Gefangenen, das Gefängnis Hassakah nach Aufruhr teilweise in ihre Gewaalt zu bringen; die Zahl der geflohenen Gefangenen variiert zwischen null und zwölf.

[4] 20.003.2020: https://www.mena-watch.com/hamas-droht-die-zahl-der-corona-faelle-in-israel-zu-verdoppeln/

[5] 08.04.2020: https://www.mena-watch.com/corona-hamas-droht-6-millionen-israelis-mit-dem-erstickungstod/; Das Interview mit dem al- Al-Aqsa-TV-Sender mit den entsprechenden Äußerungen wurde am 02.04.020 gegeben. Nur wenige westliche Medien berichteten.

[6] https://www.haaretz.com/opinion/.premium-how-pakistan-became-a-coronavirus-super-spreader-to-the-muslim-world-1.8708783

[7] https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bverwg-tablighi-jamaat-keine-terroristische-vereinigung/

[8] 18.03.2020: https://www.memri.org/reports/conspiracy-theories-arab-media-coronavirus-part-american-plot-ruin-chinese-economy-and

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