Der „Clash of Civilizations“ ist längst in vollem Gange

22. Juni 2021

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Uwe G. Kranz

BS-Beitrag Juni 2019

Die Unterschiede zwischen dem politischen[2] und medialen Verhalten nach den Terroranschlägen von Christchurch und Sri Lanka sind bemerkenswert. Gleichzeitig wird die Religionsfreiheit, eines der wichtigsten Merkmale unserer Zivilisation, in weiten Teilen der Welt, namentlich in muslimischen Ländern, zerstört, doch kaum jemand nimmt davon Notiz. Alles Einzelfälle?

Das terroristische Attentat auf zwei Moscheen in Christchurch (Neuseeland) am 15.03.2019, bei dem der Australier Brenton Tarrant 50 Menschen erschoss und weitere 50 zum Teil schwer verletzte, war ein unmenschlicher Akt eines einzelnen Rechtsterroristen. In seinem ins Internet gestellte islamophobe Manifest, berief er sich jedoch ausdrücklich auf „sein Vorbild“, den norwegischen Massenmörder Anders Breivik und dessen 1500-seitiges Manifest „2083: Eine Europäische Unabhängigkeitserklärung“.

Dieser beging am 22.07.2011 die bis dahin in Norwegen unvorstellbaren Terroranschläge in Oslo, im Regierungsviertel, und auf der Insel Utøya, wo ein sozialdemokratisches Jugendlager stattfand. 77 Menschen wurden dabei ermordet. Während in Christchurch ausschließlich Muslime das Ziel der Attentate waren, zielte Breivik allgemein gegen den Multikulti-Kurs der norwegischen Sozialdemokratie, die er „so hart wie möglich“ treffen wollte, da sie maßgeblich für den „Massenimport von Moslems“ nach Norwegen verantwortlich seien.[3]

Auch das Christchurch-Massaker in Neuseeland war ein singuläres, ein zuvor dort undenkbares Ereignis. So schrecklich und verdammenswert es auch war, so steht auch dieses dafür, dass die Behauptung, der islamistische Terror werde nicht gewinnen, allenfalls eine schwache Hoffnung sein kann. Sie ist eher eine Schimäre oder ein politisches Mantra. Terroristen sind leider viel erfolgreicher, als wir es uns eingestehen wollen. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Die unauflösliche und unheilvolle Konnexion zu den weltweit zunehmenden christophoben und judophoben Angriffen und Anschlägen wirkt in all unseren Köpfen, mal mehr und mal weniger: Wir sind nicht Charlie!

Schon in meinem Gastkommentar für die Februarausgabe 2017 wies ich auf die Entwicklung der weltweiten Christenverfolgungen hin (das Thema Judenverfolgung muss in der weiteren Betrachtung aus Platzgründen leider ausgeklammert werden). Als besonders gravierend galt damals in den westlichen Medien das Attentat am 26.07.2016 in Saint-Étienne-du Rouvray, Frankreich, bei dem ein 85-jährigen Priester unter „Allahu akbar“-Rufen vor den Augen seiner Kirchgänger enthauptet worden war. Die Schreckenstat wurde von den Tätern selbst gefilmt und ins Netz gestellt. Meine Feststellung war, dass anti-jüdische und anti-christliche Attacken weltweit eine signifikante Zunahme verzeichnen, namentlich unter dem Vorzeichen des islamistischen Terrorismus. Meine Forderung war, diesen Kriminalitätsformen besonderes kriminalpolitische Augenmerk zu widmen und energischer dagegen vorzugehen.  Das Ergebnis nach zwei Jahren ist jedoch mager. Es genügt halt nicht, jährlich nur Statistiken zu den Themen Links-, Rechts- oder Ausländerextremismus herunterzubeten, sich selbst zu loben, bestenfalls Besserung zu geloben, aber den notwendigen polizeilichen Personalansatz und eine effektivere Justiz nicht aufzubieten. Selbst die LKÄ haben inzwischen oft nur noch Rumpforganisationen und müssen, wie die anderen Zentraldienststellen die kurze Personaldecke, je nach (politischem) Lagebild, nach links oder rechts oder sonstwo hinziehen (Einbruch/ Sitte/ OK/ Wikri/ Ausländer/ Terror, um nur einige der drängendsten Bereiche zu nennen)    

Vor wenigen Wochen machte das U.S. Gatestone Institute, ein internationaler Expertenrat und Think Tank, eine Art weltweite „Tour de Terrorism“ und zog eine Zwischenbilanz – und das nur für den Monat Februar 2019[4]:

In Nigeria ereignete sich eine Vielzahl islamistischer Terrorattacken gegen Christen, denen am 10. Februar unter dem Schlachtruf “Allahu akbar” 10 Christen und ein ungeborenes Baby zum Opfer fielen, Am 12.Februar wurden bei Angriffen auf vier Dörfer im Nordwesten „mehrere Christen“ erschossen; Am 26. Februar wurden in Maro, einem christlichen Dorf in Zentralnigeria, mindestens 32 Christen regelrecht „geschlachtet“, eine Schule niedergebrannt und eine katholische Kirche zerstört; Am 25. Februar überfielen islamistische Terroristen eine christliche Hochzeitsfeier und töteten 12 Menschen, darunter sechs Kinder, fünf weitere wurden schwer verwundet.

In Burkina Faso wurde der 72-jährige spanische katholische Missionar Antonio Cesar Fernandez am 15. Februar von islamistischen Terroristen auf der Rückfahrt in die Landeshauptstadt Ouagadougou angehalten, in einen Wald verschleppt und dort erschossen. Fernandez war seit 1982 Missionar in Afrika.

Bis heute wurden übrigens weitere fünf Kirchenväter ermordet, zwei weitere gelten als vermisst und mindestens 10 Christen wurden ermordet. Viele Kirchen wurden seitdem zerstört oder niedergebrannt, die christliche Bevölkerung wurde in vielen Städten vertrieben und islamistische Milizen patrouillieren ungehindert auf der Jagd nach „Ungläubigen“[5]. Burkina Faso entwickelt sich zu einem Hotspot des islamistischen Terrorismus!

In Äthiopien überfielen am 09. Februar in Halaba Kulito muslimische Menschen jeglichen Alters und aus allen Stadtteilen 10 christliche Kirchen. Unter “Allahu akbar“ -Rufen vertrieben die fast 10.000 Gläubige, rissen das gesamte Kircheninventar heraus und verbrannten es auf der Straße; eine der Kirche wurde dabei total zerstört, die anderen wohl nur deshalb nicht niedergebrannt, weil Nachbarhäuser von Muslimen gefährdet worden wären. Die Polizei war vor Ort, unternahm jedoch nichts. Gottlob gab nur Verwundete.

Ein 25-jähriger äthiopischer Polizeibeamter der Liyou Polizei, dessen christlicher Glaube von einem Kollegen aufgedeckt und angezeigt wurde, wurde deshalb verhaftet, aus dem Dienst entlassen und war gezwungen, in einen anderen Landesteil zu ziehen, weil er sich weigerte, zum Islam zu konvertieren.[6]

Zur Erinnerung: Erst im August 2018 wurden im östlichen Äthiopien bei islamistischen Gewaltausbrüchen 15 orthodoxe Priester ermordet (fünf davon verbrannt), 10 christlich-orthodoxe und neun evangelische Kirchen zerstört und, je nach Quelle, zwischen 30 und 50 Menschen getötet, sowie über 20.000 Menschen vertrieben.[7]

In Kenia wurde in dem Flüchtlingslager Ivo bei Dadaab/Garissa County bekannt, dass eine 41-jährige Frau, die vor Monaten heimlich zum Christentum übergetreten war, von muslimischen somalischen Lagerbewohner zusammengeschlagen und mehrfach vergewaltigt worden war – ihr Leben wurde nur geschont, weil sie vier Kinder hatte. Das Flüchtlingscamp beherbergt derzeit rund 250.000 Menschen, gilt als Sicherheitsrisiko und soll Ende des Jahres geschlossen werden. Schicksale, wie das oben beschriebene, auch schlimmere, dürften sich dort tausendfach ereignet haben, denn die islamischen Apostasie-Gesetze sehen die Todesstrafe vor.

Die Infiltration Kenias durch radikale/extremistische Islamisten aus Somalia, insbesondere von der AQ-Terrorfiliale al-Shabaab, führte zunehmend zum Aufbau von Terrorzellen in Kenia, die mit den im Irak, in Syrien und in Lybien erprobten Spionagemethoden Christen, Un- und Andersgläubige aufspürt und versucht, sie zu eliminieren. Besonders betroffen sind Christen, die sich vom muslimischen Glauben lossagten.

Pakistan gehört zu den „Top Five“ Staaten, die eine extensive Christenverfolgung betreiben (neben Sudan, Somalia, Afghanistan und Nord-Korea). Die Idee des Gründungsvaters, Muhammad Ali Jinnah, dass Pakistan ein Staat mit muslimischer Mehrheit sei, in dem alle Religionen respektiert und gleichbehandelt würden, seien es Christen, Hindus, Sikhs, Buddhisten, Schiiten oder andere, ist längst Makulatur. Eine totale Überwachung der und Übergriffe auf Christen[8] ist Alltag, darunter schwere Gewalttaten, wie Morde, Körperverletzungen, Vergewaltigungen, Kidnapping, oder Erpressungen. Es genügt, wie am 19.02.2019 in Farooq-e-Azam, nahe Karachi, schlicht ein einziger erfundener Vorwurf der Blasphemie, um aus einer muslimischen Menschenmenge einen wütenden Mob zu machen, der schnell zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen ganze christliche Stadtteile und ihre Kirchen ausufert: Über 200 christliche Familien wurden obdachlos oder vertrieben.

Zu erinnern ist an das Schicksal der 2010 erstmals in Pakistan auch wegen angeblicher Blasphemie zum Tod verurteilte Katholikin Asia Bibi. Im Februar 2019 wurden von AP in einem Spezialreport ihr Leidensweg beschrieben.[9] Inzwischen ist ihr nach einem Bericht vom 08.05.2019 auf stillen diplomatischen Wegen die Ausreise nach Kanada erlaubt worden.

Aus dem Iran wurde ein signifikanter Anstieg staatlicher Sanktionen und Verfolgungen von Christen berichtet[10], zuletzt in Rasht, wo christliche Pfarrer und Gläubige reihenweise verhaftet, ausgepeitscht, für viele Jahre eingesperrt und zu hohen Geldstrafen verurteilt wurden, zum Teil nur, weil sie in ihren eigenen Wohnungen christliche Andachten abhielten. Solche Zugriffe werden als Angriff auf die nationale Sicherheit verfolgt und staatlicherseits extensiv publiziert, um so Angst unter den Christen zu verbreiten, sie zu isolieren oder zur (Re-) Konversion zu zwingen.

In Tadschikistan wurde gerade das Religionsrecht weiter verschärft: Kinder dürfen künftig keine christlichen Gottesdienste mehr besuchen und Tausende von Kalendern, die christliche Bibelverse enthielten, wurden von den Behörden verbrannt. Auf die Unterweisung Minderjähriger im christlichen Glauben standen schon früher lange Haftstrafen[11], und ein Pfarrer wurde sogar wegen des Singens von Kirchenliedern zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt[12]. Die Lage für die rund 61.000 Christen unter den 9,11 Millionen Tadschiken wird trotz angeblicher Religionsfreiheit immer desolater. Jahr um Jahr steigt das Land auf dem Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks Open Doors (2019: Platz 29).

Das betrifft uns alles nicht? Alles nur weit entfernt, Geschichten aus fremden Erdteilen? Mitnichten! Auch in unseren europäischen Nachbarländern brodelt es gewaltig. Hier einige Beispiele:

In Frankreich wurden allein in den ersten zwei Februarwochen von Houilles bis Nimes landesweit mindestens 10 katholischen Kirchen Opfer von religiösem, islamistischem Vandalismus[13]: Statuen und Tabernakel wurden heruntergerissen, Eucharistieelemente und Kreuze zerstört oder mit menschlichen Exkrementen verschmiert, Altargewänder verbrannt oder sonst beschädigt, Christusstatuen enthauptet oder sonst verstümmelt. Man muss daran erinnern, dass in 2018 in Frankreich insgesamt mehr als 800 Kirchen angegriffen wurden (mehr als zwei pro Tag!), viele davon wurden schwer beschädigt, in mehreren Kirchen legten die Täter vernichtendes Feuer. Über viele Monate riefen dschihadistische Organisationen in ihren französischsprachigen Medien zur Zerstörung von Kirchen und christlichen Denkmälern in Europa auf. Die Kathedrale Notre Dame de Paris wurde wiederholt als primäres Ziel genannt.

Es wunderte daher schon, wie stundenschnell französische Sicherheitsbehörden am 15.04.2019 die Brandursache von Notre Dame Bauarbeiten zuschrieben – obwohl außer der Aufstellung des Gerüstes noch gar keine Baumaßnahmen erfolgten, schon gar keine Schweiß- oder Lötarbeiten, die Bauarbeiter schon vor über eine Stunde die Baustelle verlassen hatten und nach Aussage beider Dombaumeister eine Brandursache durch weggeworfene Zigarettenreste oder einen elektrischen Kurzschlussaus geschlossen werden könnte. Inzwischen herrscht europaweit mediale Grabesruhe zur Brandursache.

Wenig wunderten allerdings Experten die Begeisterungsstürme, die in islamischen Medien ob des Ereignisses entfachten, so z.B. auf der türkischen Facebook-Seite der pro-staatlichen Tageszeitung Sabah. Viele feierten den Brand als Strafe für die Verbrechen, wie die beiden Moschee-Attacken in Neuseeland oder für Frankreichs militärischem Engagement in muslimischen Ländern. Selbst die Entscheidung Frankreichs, den 24. April als nationalen Gedenktag für den armenischen Genozid einrichten zu wollen oder die Erklärung der französischen Intellektuellen in ihrem 2018-Manifest, in dem gewalttätige Koranverse für obsolet erklärt wurden, sind dort als Begründungen zu finden. Darüber berichteten westliche Medien so gut wie gar nicht oder allenfalls nur in Randnotizen.

In der Türkei fanden sich am 23. Februar rassistische und volksverhetzende Graffitis an der Eingangstür der armenischen Hauptkirche in Istanbul. Dies ist landesweit nur eines der vielen Zeichen des Ausdrucks der fortgesetzten Christenverfolgung, die zumindest seit 1998 auf dem Zitat des damaligen Istanbuler Bürgermeisters Recep Erdoğan basiert: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“[14]. Seit dem Genozid an den (christlichen) Armeniern kämpft die Türkei mit seinem historischen Erbe. Seit dem Putschversuch 2016 finden sich vor allem religiöse Minderheiten noch mehr marginalisiert und von der islamisch-sunnitischen Mehrheit unterdrückt. Eine immer offenere antiwestliche und anti-EU-Rhetorik geht einher mit einer von Diyanet, dem Amt für Religiöse Angelegenheiten, angefeuerten zunehmenden anti-christlichen Hetze, mit der Beschneidung bürgerlicher Freiheiten und Rechte, mit Pressezensur und -verfolgung und mit einer stringenten islamistischen Regierungspolitik, die seit 2018 statt der Darwin- sogar die Dschihad-Lehren in die Curriculare implementierte. Es soll umfassend signalisiert werden, dass das Christentum die türkische Einheit bedrohe und dass Christen „keine echten Türken“ seien. Es werden Todesdrohungen und Propagandavideos des Daesh an christliche Pfarrer geschickt, Gläubige beim Besuch der Kirche vor der Pforte mit „Allahu Akbar“-Rufen bedroht und Gottesdienste aus Angst vor Angriffen immer häufiger gar nicht mehr abgehalten. Kein Zweifel: Nichtmuslimen, obwohl nur etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung, stehen in der Türkei gefährliche Zeiten bevor[15] – und man kann studieren, was in türkisch-dominierten Stadtteilen anderer europäischer Staaten sukzessive heranwächst.

In Ägypten leben immer noch über 10 Millionen koptische und orthodoxe Christen. Sie brauchen aber eine staatliche Genehmigung für den Betrieb ihrer Kirchen. Nach einem neuen Gesetz von 2016 dürfen Anträge auf Legalisierung der Kirchen bei „Sicherheitsbedenken“ (sogar unbefristet) verweigert werden – was im Februar 2019 zum Beispiel in Kom al-Raheb geschah, um aufgebrachte Muslime einer nahe gelegenen Moschee „zu besänftigen“. Das neue Gesetz erlaubt sogar, dass Christen einer strafrechtlichen Verfolgung ausgesetzt werden können, wenn sie „ohne Erlaubnis beten“. Das klingt zwar bizarr, ist inzwischen aber schon lange kein Einzelfall mehr.[16] Kein Wunder, wenn sich Christen als bevorzugtes Opfer eines zumindest fanatischen bis extremistischen Islam fühlen und keine Zukunft mehr sehen in dem Spannungsfeld zwischen  den beiden Haupterscheinungsformen „smash“, den gewaltsamen Übergriffen (Exekutionen, Messerattacken und andere Körperverletzungen, Brandstiftungen, Entführungen mit horrenden Lösegeldforderungen), und „squeeze“, der Unterdrückung und Verfolgung (der konstante Druck, unter dem Christen in allen Lebensbereichen stehen, wie Zwangskonversionen, vor allem von Mädchen und Frauen, Zwangsehen mit Muslimen, Vertreibungen von Haus, Hof oder Land und Vandalismus gegen Geschäfte mit christlichen Inhabern – das alles ist inzwischen in Ägypten leider gang und gäbe.

Man muss diese Entwicklung auch im längerfristigen Kontext zum islamistischen Terrorismus sehen. Vor allem die Daesh Provinz Nordsinai (ISNS) attackiert seit Jahren gezielt Christen, christliche Kirchen und Pilgerreisen:

Bombenanschlag auf die Kairoer Kirche St. Peter und Paul am 11.12.2016, während der Vorweihnachts-Messe, bei dem 28 koptische Gläubige getötet und 35 verletzt wurden;

Öffentliche Drohung des ISNS, noch mehr Terroranschläge gegen Christen in Ägypten zu verüben, worauf ab dem 22.02. 2017 staatlicherseits etwa 200 koptische Familien von el-Arish nach Ismaelia zwangsumgesiedelt wurden (der ISNS erklärte daraufhin den Nord-Sinai zur „christenfreien“ Zone);

Doppelanschläge des Daesh vom 09.04.2017 (Palmsonntag), auf die St. Georg Kirche im ägyptischen Tanta und auf die koptisch-orthodoxe St. Markus Kathedrale in Alexandrien, bei denen während der Gottesdienste 45 Menschen zum Opfer fielen;

Überfall auf den Konvoi in Al-Minya am 26.05.2017, bei dem 28 christliche Pilger nach vorheriger „Glaubensselektion“ und Verweigerung der Zwangskonversion bestialisch ermordet und 22 z.T. schwer verletzt wurden;

Mord eines koptischen Priesters, der auf offener Straße in Salam City niedergestochen wurde; Feuerüberfall auf die koptische Kirche Saint Mina in Helwan/Kairo am 29.12.2017, bei dem 12 Gläubige getötet und fünf weitere verletzt wurden;

Die Daesh-„Provinz Islamischer Staat im Nordsinai (ISNS)“ ist mit rund 1.200 Kämpfern zwar nicht die größte Provinz, aber eine der gefährlichsten: Über 1.500 Menschen wurden in den Jahren 2015-2018 ermordet, Tausende verletzt.

Der wissenschaftliche Dienst (WD) des Bundestages fasste am 01.02.2018 eine „Auswahl aktueller Berichte zur Christenverfolgung weltweit“[17] zusammen, um die Mitglieder des Deutschen Bundestages bei ihrer mandatsbezogenen Tätigkeit zu unterstützen. In diesem Bericht wird das Europäische Parlament mit einer Entschließung vom 14.12.2016 zitiert: wonach es sich „zutiefst beunruhigt darüber (zeigte), dass in einigen Teilen der Welt religiöse oder weltanschauliche Gemeinschaften bedroht sind und ganze religiöse Gemeinschaften verschwinden oder fliehen“[18] und deshalb einen Sonderbeauftragten für die Förderung von Religions-und Weltanschauungsfreiheit außerhalb der Europäischen Union einsetzte[19]. Der Erfolg seiner Bemühungen darf angesichts der seither feststellbaren Entwicklungen allenfalls als suboptimal bezeichnet werden: Bis heute fehlt die vom UN-Sonderberichterstatter geforderte „internationale Datenbank zu Hassverbrechen mit religiösem Bezug“ auch auf EU-Ebene, werden die unterschiedlichsten theologischen, soziologischen oder juristischen Definitionen verwendet, fehlt ein aktuelles Lagebild und gibt es, mit wenigen Ausnahmen (Open Doors) konkrete Zahlen. Schlimmer: Konkrete Zahlen werden tunlichst vermieden, zum Teil sogar bekämpft. Gemeinsame Lösungsansätze gibt es nicht, fast alle Berichte erschöpfen sich in Deskriptionen ohne Konsequenzen oder „EU-typischem Wortgeklingel“[20]. Daher klingt es befremdlich hohl, wenn am 13. November 2017 Federica Mogherini, EU Hohe Vertreterin für auswärtige Angelegenheiten, im Europäischen Parlament erklärte: „Ein langfristiger Strategieansatz zum Schutz christlicher und anderer religiöser Gruppen muss sich darauf konzentrieren, jene Ideologien anzugehen und j­ene staatlichen Strukturen zu verändern, die Diskriminierung und Gewalt fördern „. Schön wäre es.

Und in Deutschland?

Das BKA registrierte 2017 erstmals fast 100 „christenfeindliche Angriffe“, berichteten deutsche Zeitungen im Februar 2018 in kurzen, dünnen Meldungen[21] –   und zahlenmäßig widersprüchlich; denn in Bayern allein sollen rund 200 Kirchenschändungen pro Jahr[22] angezeigt worden sein: Es wurden Kreuze zerbrochen (auch Gipfelkreuze), Heiligenfiguren im öffentlichen Raum, Altäre und Bilder beschädigt oder zerstört, Gräber und Friedhöfe geschändet, Kreuze, Statuen und Bibeln angezündet, mit Exkrementen verschmiert, bespuckt, Taufbecken umgestürzt und die Kirchentüren mit islamischen Bekundungen wie „Allahu akbar“ beschmiert. Es herrscht scheinbar auch bei uns ein schleichender Krieg gegen alles, was das Christentum symbolisiert. Über die Täter, falls überhaupt ermittelt, schweigen sich offizielle Stellen gerne aus – und verraten damit mehr, als sie wollen. Im Gegenteil: Die Situation verschlimmert sich, weil damit das Vertrauen in die Behörden schwindet. Neben dem immensen materiellen Schaden entsteht ein ideeller Schaden, der zunehmend irreparabel wird.

Auch unsere Polizeiliche Kriminalstatistik ist bei den Themen „christenfeindliche Straftaten“ „Kircheneinbrüche“ oder „Schändungen von Kirchen, Kreuzen oder anderer sakralen Gegenstände“ ebenso wenig Hilfe, wie bei verwandten Themen im Zusammenhang mit Flüchtlingsheimen, dort insbesondere Gewalt gegen Christen, Frauen, Jesiden, Genitalverstümmelung oder bei ähnlichen Straftaten. Zumindest das sollte sich umgehend ändern, damit wenigstens Faktenwahrheit und -klarheit herrscht.

Endnoten:

[1] Samuel P. Huntington, 1996 „Zusammenprall der Zivilisationen“, Untertitel: Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert; Bekannt auch unter: „Kampf der Kulturen“; Das Buch war vielfach kritisiert worden, maßgeblich wegen der angeblich allzu „simplen Abgrenzungs- und Trennungsrhetorik“, dabei hat sich seitdem gerade dieser Ansatz bewahrheitet.

[2] Der Herzog von Cambridge, Prince William, besuchte die muslimischen Überlebenden des Angriffs auf die Moschee in Christchurch, Neuseeland, warum aber nicht auch Sri Lanka, immerhin die ehemalige britische Kronkolonie? Der britische Gelehrte Rakib Ehsan, ein Moslem, fragte zu Recht: „Die Unterschiede in Ton und Art zwischen den Verurteilungen der Terroranschläge von Christchurch und Sri Lanka sind auffallend. Nach Christchurch zögerte man nicht, die religiösen Hintergründe der Opfer anzugeben und Emotionen und Zuneigung zu muslimischen Gemeinschaften zu zeigen. Die Politiker haben die Ereignisse in Christchurch ohne weiteres als Terrorismus eingestuft ….Im Kontrast dazu fehlen die Worte ‚Terrorismus‘ und ‚Christentum‘ und die damit verbundenen Begriffe bisher in einem Großteil der Reaktion auf die Anschläge in Sri Lanka auf auffallende Weise. … Was offensichtlich ist, ist nicht nur eine deutliche Zurückhaltung bei der Angabe des religiösen Hintergrunds der in Sri Lanka getöteten Christen, sondern auch ein Mangel an inniger Solidarität mit den christlichen Gemeinschaften auf der ganzen Welt, die weiterhin unter schweren Formen der Verfolgung aufgrund ihres Glaubens leiden“.

[3] https://www.morgenpost.de/printarchiv/politik/article105059129/Attentat-auf-Norwegens-Koenig-geplant.html

[4] https://www.gatestoneinstitute.org/14207/persecution-of-christians-february

[5] https://twitter.com/wwmonitor

[6] February 7, 2019, World Watch Monitor

[7] http://www.fides.org/en/news/64614-AFRICA_ETHIOPIA_Churches_burned_and_priests_killed_in_the_Somali_region

[8] Persecution.org; International Christian Concern; February 21, 2019

[9] https://www.apnews.com/26fbf4632c4049d6b3059350d67f6ee5

[10] International Christian Concern (ICC) und https://www.persecution.org/2019/02/01/five-christian-women-arrested-iran/ und https://www.persecution.org/2019/02/28/islamic-regime-initiates-wave-persetion-rashts-church-iran/

[11] https://www.opendoors.de/nachrichten/aktuelle-meldungen/tadschikistan-christ-zu-sein-ist-eine-schande

[12] https://www.die-tagespost.de/politik/pl/Christenverfolgung-weltweit-im-Blick;art315,184959

[13] Catolicherald.co.uk., 15.02.2019

[14] Zitiert nach einem Gedicht von Ziya Gökalp, türkischer Nationalist, politischer Publizist und Poet (1875-1924)

[15] https://www.meforum.org/7243/turkey-turns-on-its-christians#28

[16] https://www.persecution.org/2018/12/21/christians-kom-al-raheb-wait-17-years-church/

[17] 2018 Deutscher BundestagWD 1 -3000 -005/18; Herangezogene Berichte stammen vom christlichen Hilfswerk Open Doors Deutschland e.V., von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte(IGFM), vom UN-Sonderberichterstatter für Religions-und Weltanschauungsfreiheit, von Bischofskonferenz und EKD (gemeinsam), vom US Department of State/ Commission on International Religious Freedom (USCIRF), vom römisch-katholischen Hilfswerk Kirche in Not, von der Bundesregierung selbst (der eher deklaratorisch-typologisierende Bericht zur weltweiten Lage der Religions-und Weltanschauungsfreiheit von 2016)

[18] Europäisches Parlament: Entschließung vom 14. Dezember 2016 zu dem Jahresbericht 2015 über die Menschen-rechte und die Demokratie in der Welt und die Politik der Europäischen Union in diesem Bereich, Punkt 145, online verfügbar unter: http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P8-TA-2016-0502+0+DOC+XML+V0//DE(abgerufen am 30.1.2018).

[19] Seit Mai 2016 übt diese Aufgabe der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident der Slowakei, Ján Figeľ, aus, vgl. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-1670_de.htm. Bereits seit Januar 2015 existiert im Europäischen Parlament eine Interfraktionelle Arbeitsgruppe über Religions-und Glaubensfreiheit und religiöse Toleranz, vgl. http://www.religiousfreedom.eu/

[20] Globale Strategie für die Außen-und Sicherheitspolitik der Europäischen Union und den EU-Aktionsplan für Menschenrechte und Demokratie 2015–2019; http://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-8-2019-0013_DE.html

[21] 1https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-02/hassverbrechen-christen-bka-angriffe

[22] https://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/zerbrochen-verbrannt-gekoepft.html

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